Martinsfest 2020

09. November 2020 von Katharina Bracht

Liebe Kinder, liebe Eltern und Großeltern,

leider können wir in diesem Jahr wegen COVID-19 nicht wie sonst das Martinsfest miteinander in der Marienkirche in Ziegenhain feiern. Aber wenn wir es in unseren Familien feiern und aneinander denken, dann feiern wir es trotzdem miteinander, nur auf andere Weise.

Bereitet euch auf das Fest vor: Ihr könnt vielleicht Martinshörnchen backen – sie schmecken am leckersten, wenn wir sie mit jemandem teilen. Sucht eure schönen Laternen heraus und stellt sie in eurem Wohnzimmer auf.

Am späten Nachmittag, so gegen 17 Uhr, macht Ihr es euch miteinander gemütlich: Lest die Geschichte von St. Martin und dem Mantel, sprecht ein Gebet miteinander, singt vielleicht ein Martinslied zusammen und teilt die Hörnchen miteinander.

Inzwischen ist es draußen dunkel geworden: Da könnt Ihr mit eurer Familie und den Laternen einen schönen Martinsspaziergang machen. Vielleicht kommt ihr am Eselsgarten vorbei, dann winkt den Eseln zu, die sich gern auch in diesem Jahr wieder als Martinspferd verkleidet hätten.

Eure Laternen sagen allen Menschen: "Vergiss den anderen nicht, drum brennt das kleine Licht."

Zum Vorlesen: Die Geschichte von St. Martin und dem Mantel

Martin war ein berühmter Bischof. Er wurde vor etwa 1700 Jahren in Ungarn geboren. Später zog er nach Frankreich. Dort wurde er nachher Bischof in der Stadt Tours. Sein Vater war ein Offizier. Auch Martin wurde zuerst Soldat, wie sein Vater, und diente dem römischen Kaiser.

Einer seiner Schüler, Sulpicio Severus, hat alles aufgeschrieben, was er von Martin wusste. Eine von den vielen Geschichten erzähle ich euch heute:

Schon als Kind und Jugendlicher ging Martin gern in die Kirche und hörte dort Geschichten von Jesus. Besonders beeindruckte ihn, dass Jesus gesagt hat: "Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan" (Mt 25, 40).
Deshalb stand Martin, als er Soldat war und Geld verdiente, allen bei, die Hilfe brauchten. Er verschenkte fast alles, was er hatte, an arme Menschen. Er gab den Hungrigen zu essen und schenkte den Armen Kleider. Er behielt nur so viel zurück, wie er zum täglichen Leben brauchte.

Eines Tages also, als Martin schon nichts mehr besaß außer seinen Waffen und seinem einfachen Militärmantel, war er in Frankreich unterwegs. Andere Soldaten begleiteten ihn, alle waren hoch zu Ross. Es war mitten im Winter, und dieser Winter war strenger als gewöhnlich und starrte von Frost. Sehr viele Menschen starben an der gewaltigen Kälte.

Sie kamen in die Stadt Amiens. Dort saß am Stadttor ein Bettler. Er hatte keine Kleider, nur Lumpen an, er war fast nackt. Er flehte die Leute, die vorübergingen, an:

Erbarmt euch meiner!
Ich bin hungrig – gebt mir zu essen!
Ich habe nur Lumpen an – schenkt mir etwas zum Anziehen!

Aber alle gingen an ihm vorbei – fast alle. Martin hielt an. Er erkannte: Gott wollte, dass er, Martin, dem Bettler helfe! Was aber sollte er tun? Er besaß nichts außer dem Soldatenmantel, den er trug. Das Übrige hatte er für andere gute Werke bereits aufgebraucht. Entschlossen zog er also das Schwert, mit dem er gegürtet war, und teilte den Mantel mitten entzwei. Einen Teil davon gab er dem armen Bettler, den anderen zog er wieder an.

Als Martin in der Nacht im Bett lag und fest schlief, träumte er. Im Schlaf sah er Jesus Christus, der einen Militärmantel trug – oder zumindest einen Teil davon. Und wie er im Traum genauer hinsah, erkannte er, dass Jesus den Teil des Mantels trug, den er, Martin, dem Bettler geschenkt hatte!

Im Traum waren da viele Engel. Martin hörte, wie Jesus zu den Engeln sagte: "Martin hat mir diesen Mantel geschenkt." So wie Jesus einmal gesagt hatte: "Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan." (Mt 25,40). Damit hatte Jesus gemeint: "Wer Menschen in Not hilft, hilft mir."

Am Martinsfest erinnern wir uns an Martin, den Bischof von Tours, der vor 1700 Jahren dem Bettler und vielen anderen Menschen in Not geholfen hat. Martin hat daran geglaubt: Wer Menschen in Not hilft, hilft Jesus selbst. Wir feiern heute das Martinsfest, weil Martin uns allen ein großes Vorbild im Glauben, im Helfen und im Teilen sein kann. Zu seiner Ehre stecken wir leuchtende Laternen an – und für uns zur Erinne­rung: "Vergiss den anderen nicht, drum brennt das kleine Licht."

Gebet

Guter Gott, wir denken heute an den heiligen Martin.
Martin hat dem frierenden Bettler am Wegrand geholfen,
indem er seinen Mantel mit ihm geteilt hat.
Hilf uns zu erkennen, wer an unserem Wegrand auf uns wartet.
Mach uns bereit, zu helfen und mit ihm zu teilen.     Amen.

Rezept für Martinshörnchen

(ergibt 24 Hörnchen)

  • 500 g Mehl
  • 50 g Butter
  • 1 Päckchen Trockenhefe    
  • 250 ml lauwarme Milch
  • 1 Prise Salz    
  • 1 Ei für den Teig
  • 1 Päckchen Vanillezucker    
  • 1 Eigelb oder etwas Milch zum Bestreichen

Das Mehl mit der Hefe, dem Salz und dem Vanillezucker vermischen. Die Butter zerlassen und mit der lauwarmen Milch sowie einem Ei dazu geben und den Teig gut durchkneten. 40 min gehen lassen, bis er sich sichtbar vergrößert hat. Nochmals durchkneten und in zwei Hälften teilen.

Jede Hälfte zu einem Kreis ausrollen und wie eine Torte in 12 Stücke teilen. Daraus zu Hörnchen rollen, also vom breiten Ende her einrollen. Die Hörnchen mit Eigelb oder Milch bestreichen und im vorgeheizten Backofen auf einem mit Backpapier ausgelegten Blech bei 200 Grad Celsius in 15-20 Minuten goldgelb backen.